· 

Streckenflugtag

Was neben dem Frühstück und Bananenkaufen auch zum täglichen Ritual gehört, ist das Wasser holen am Dorfbrunnen (Quelle). Denn das Wasser aus dem Wasserhahnen lässt sich nicht trinken und riecht stark nach Chlor.

Wasser holen an der Quelle
Wasser holen an der Quelle

Heute ist Streckenflug angesagt. Doch der Wind ist noch unsicher. Klappt es beim Startplatz von gestern oder lerne ich heute noch einen neuen Startplatz kennen. Es geht zum neuen Startplatz. Wieder ganz viele Piloten, viel Shuttle, die zwischen den 3 Startplätzen auf dem Hausberg hin und her fahren, weil man sich nicht schlüssig ist. Viel Piloten die sich einfach vordrängen. Alle wollen weg, damit es für eine Strecke reicht. Den hier kann nur ein Pilot auf's mal auslegen und starten, weil es zu eng ist.

Kolonne stehen
Kolonne stehen

Carlos, unser Guide, entschliesst sich dann schlussendlich für diesen nicht einfachen Startplatz. Die Windverhältnisse und der geringe Platz erschweren das alleine Starten. Jeder startet mit Starthilfe raus.

nicht viel Platz
nicht viel Platz

Beat und Christian drängen zum Starten. Auch sie wollen das Flugpotential nutzen. Ich bin nicht so motiviert. Doch bald stelle ich fest, dass es in der Luft nicht mehr so eng werden wird wie gestern und ich stosse bald zu meinen Buddys, die sich bereits für den Flug vorbereiten. Ich starte kurz nach Beat. Er steht bald hoch über mir und ich erwische es irgendwie nicht. Ich kämpfe. Dann plötzlich steigt es auf der südöstlichen Seite beim gestrigen Startplatz. 1500 müM soll die minimale Abflughöhe in Richtung Ronda sein. Bei 1520 müM rufe ich Beat zu und drehe weg, lass mich noch leicht drehend in Richtung Ronda vom Wind wegblasen, so dass es noch einige Höhenmeter dazu gibt. Ich peile die Twin Peaks an. Im Lee vom Hausberg starkes Sinken. In der Hälfte zu den Twin Peaks zweifle ich schon, dass ich auf der andern Seite genug hoch ankomme um dort wieder hoch zu drehen. Ich halte Ausschau für Aussenlandeplätze. Ist nicht ganz einfach wegen den vielen Fruchtfeldern oder Überlandstromleitungen. Doch dann pipst es ganz sanft. Meter für Meter steigt es draussen über dem Flachland. Beat und ein grüner Ozone Schirm gesellen sich zu mir. Von 950 müM kämpfen wir uns wieder hoch auf 1400 müM. Und weiter geht es im Verband zu dritt.

Bei den Twin Peaks kommen wir trotzdem zu tief an. Soll ich auf die Luvseite wo es schattig ist, oder nimm ich die angsonnte Leeseite? Es geht nichts. Ich folge Beat. Ihn spühlt es richtig doll runter. Ich fliege etwas versetzt und gerate nicht so stark ins Lee wie er und überhole. Plötzlich rumpelt es gehörig. Ich kämpfe um den Schirm über mir zu halten. Das Vario lärmt und es fühlt sich wie einen Arschtritt an. Das Ausschau halten nach einem weiteren Aussenlandeplatz möglichst an der Strasse nach Algonales zurück wird überflüssig. Es schiesst förmlich in die Höhe. Immer wieder habe ich Gänsegeier um mich. Sie und ein weiterer Gleitschirm zeigen mir den Weg. Ich drehe gemütlich weiter und lasse mich auch nach Ronda blasen. Doch dann sehe ich eine Wolkenstrasse. Ich drehe nicht mehr weiter. Es steigt darunter im Geradeausflug und ich versuche zu verhindern, dass es mich in die Wolken hineinzieht.

Landeanflug von Beat
Landeanflug von Beat

Jetzt merke ich, dass das Ziel Ronda in Griffnähe vor mir liegt. Da ist noch die gefährlich Schlucht. Dort darf ich mich nicht hineinblasen lassen, riet man mir. Da Ich aber genug hoch bin, ist dies überhaupt kein Problem und ziehe links daran vorbei. Zudem sollte man nicht oben bei der Stadt landen. Unten im Tal gibt es ein Restaurant, dort soll es gut sein. ich suche mir schon genug früh ein ideales Landefeld aus. Über diesem Rumpelt es, es geht rauf und runter. Ohrenanlegen und einige schnelle Kurven helfen beim Absteigen. Landung perfekt, kein Stier dort drauf, kein mannshoher Zaun rundum, keine gefährlichen Stromleitungen. Beat informiere ich per Funk über die Gegebenheit. Zwei andere Piloten hören mit und alle 3 landen bei mir.

unsere Flugauswertung
unsere Flugauswertung

Etwas später meldet sich Christian. Auch er hat es geschafft. Er landete oben auf dem Hügel am Rande der Stadt.


Der Rücktransport ist langwierig. Rundum müssen gestrandete Piloten zusammengesammelt werden. Um 20:00 sind wir zurück. Gleicht geht es zum Abendessen.


Wir werten die Flüge aus und fachsimpeln noch lange bis tief in die Nacht hinein.